Ich laufe durch den unfassbar frostigen November-Nieselregen und bin schlecht gelaunt. Mir Kälte kann ich rein gar nichts anfangen und tippe mich missmutig durch mein neues iPhone 6s, während ich zitternd auf meine Bahn warte. Ich schalte meine Sommer-Playlist an und sofort bessert sich meine Laune. “Willst du sie haaaben, dann brauchst du Naaarben”, singt Alligatoah meinen absoluten Sommer-Favoriten. Ich liebe den Track immer noch und habe mir Alligatoah beim Hurricane Festival live angesehen. Ein geniales Konzert! Umso mehr freut es mich natürlich, dass es von meinem liebsten Rapper nun endlich auch ein neues Album gibt.
Alligatoah: Immer noch eine große Klappe
Wer hat eigentlich behauptet, dass aus Trailerparks nichts Gutes kommt? Großer Fehler! Trailerpark-Mitglied und Lieblingskrokodil Alligatoah meldet sich nämlich zwei Jahre nach seinem Erfolgsalbum Triebwerke mit seinem mittlerweile vierten Album Musik ist keine Lösung zurück.
Während sein letztes Album von Beziehungen und Intimität handelte, setzt sich Musik ist keine Lösung mit unserem gesellschaftlichen Miteinander, der Funktionsweise des Systems sowie sozialen Themen auseinander. Mit großer Schnauze und klugen Texten hat Alligatoah ein weiteres Meisterwerk mit großem Ohrwurmpotenzial geschaffen.
Neben bekannt eingängigen Melodien stellt er einmal mehr seine großartige Wortgewandtheit unter Beweis – und schreckt dabei bekanntermaßen auch nicht vor sozialkritischen Themen zurück. In “Lass liegen” setzt er sich beispielsweise ironisch mit den Folgen unserer Wegwerfgesellschaft auseinander und schneidet dabei auch das Thema Flüchtlingskrise an: “Ich wurde heute Morgen von nem Panzer geweckt (lass liegen, lass liegen, lass liegen, lass liegen bleiben), drunter lag ein Mann, der seine Hand nach uns streckt. Doch wir haben keinen Platz zu bieten, lass liegen.”
Kleines feines Extra am Rande: Alligatoah ließ eine alternative Album-Version aufnehmen – und zwar in Kooperation mit Straßenmusikern. “Das normale Album wurde mit verschiedensten Straßenmusikern, die in Berliner Parks und U-Bahnhöfen kennengelernt wurden, neu interpretiert.”, so Alligatoah. Das Endergebnis nennt sich Straßenmusik ist auch keine Lösung und liegt in der Alligatoah-Box des neuen Albums bei.
Mir reicht vorerst aber das ursprüngliche Album, das ich mir mit meiner Musik-Flat Napster von BASE gleich noch einmal anhören werde, während ich vom nächsten Sommer träume.