Ein Blick in mein CD-Regal lässt vermuten, dass ich mich dem musikalischen Fortschritt verwehre: Meine Sammlung an Hip-Hop- und R’n’B-Platten scheint ausschließlich bis ins Jahr 2005 zu reichen. 2001 (aus dem Jahr 1999) von Dr. Dre reiht sich an das selbstbetitelte Debutalbum von Destiny’s Child von 1998, Aalyiahs One in a Million (1996) lehnt am 2000er-Werk The W von Wu-Tang Clan und ich finde immer noch, dass Kanye Wests erstes Studioalbum The College Dropout von 2004 nach wie vor eine seiner besten Platten ist.
Eher selten wecken neue Künstler mein Interesse, zuletzt habe ich Kid Cudi und A$AP Ferg gefeiert. Es ist nun aber ein neues Enfant terrible auf der Bildfläche erschienen: Travi$ Scott ist einer der Schützlinge von Kanye West. Und “Yeezus” muss doch Bescheid wissen, oder? Ich habe mal in sein Debutalbum Rodeo hineingehört.
Travi$ Scott: On a wild Rodeo Ride!
Mit 16 mal eben ein bisschen mit Kumpels rappen, nach Los Angeles ziehen, aufs Radar der Plattenfirma Epic Records geraten und schließlich von Kanye West unter Vertrag genommen werden. Und seither mit großen Namen wie John Legend, Big Sean, Rick Ross, Diddy, B.o.B. und Pusha T. kollaborieren – um nur einige wenige zu nennen.
Die Rede ist von Jacques Webster aka Travi$ Scott. Der mittlerweile 23-Jährige steht heute bei Epic, Grand Hustle und Kanyes Very G.O.O.D Beats unter Vertrag. Er rappt aber nicht nur, sondern produziert und schreibt auch – beispielsweise war er für Rihannas “Bitch better have my money” Co-Writer und Produzent. Scott wird gerne mit großen Namen in Verbindung gebracht, die ihn zweifelsfrei beeinflusst haben: Kid Cudi, T.I., Bon Iver, Outkast und natürlich Kanye West.
Er orientiert sich aber nicht nur musikalisch an den Bad Boys der Szene: Sein Auftritt am diesjährigen Lollapalooza Festival in Chicago musste nach nur einem Lied abgebrochen werden, anschließend wurde er verhaftet. Er initiierte einen “We want rage”-Chorus und forderte seine Fans dazu auf, über die Sicherheitsabsperrungen zu klettern, um hoch zu ihm auf die Bühne zu kommen. Nach seiner Festnahme zeigte er sich reuig auf Instagram: “Liebe für euch Fans. Danke Lollapalooza, habe daraus gelernt.“
Im Mai 2013 erschien sein Debut-Mixtape Owl Pharaoh, das von Kritikern mit Kanye Wests 808s & Heartbreak aus dem Jahr 2008 verglichen wurde. Sein erstes richtiges Album Rodeo erscheint nun am 04. September 2015.
Einmal schnell in Rodeo hineingehört, erinnert es erst ein wenig an Kendrick Lamar. Es dominieren ineinanderfließende Beats mit überraschenden Elementen und eine eigenwillige Stimmfarbe, doch er ist dem Chopped-&-Screwed-Sound seiner Heimat Houston treu geblieben. Viele Songs überraschen dabei aber. So scheinen die sanften Soul-Elemente, das jazzige Intro und ein fast schon zu leger anmutendes Schlagzeug erst gar nicht richtig zum wenig schmeichelhaften Titel “Piss On Your Grave” zu passen – das Konzept geht aber trotzdem auf.
Ich bin gespannt, wie sich der Hype um Travi$ Scott mit diesem Debutalbum entwickelt. Du kannst dir Travi$ Scotts Debutalbum Rodeo übrigens auch mit der Musik-Flat Napster bei BASE und ePlus auf deinem Smartphone anhören.